Publikation 11/06/2010 - Spring Procurement
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Publikation 11/06/2010

11.06.2010 (Printausgabe), Wiener Zeitung

Stark steigende Rohstoffpreise bereiten Einkäufern Kopfzerbrechen

- Einkaufsleiter rechnen bis 2011 mit Preiserhöhungen bei Rohstoffen.

- Osteuropa und China werden bei Beschaffung wichtiger.

Wien. (sf) Die Einkaufsabteilungen müssen immer größere Herausforderungen bewältigen: Einerseits stehen die Firmen im globalen Wettbewerb, viele leiden unter Kostendruck wegen fehlender Aufträge, dazu kommt der Wettlauf um Ressourcen und die volatilen Rohstoffmärkte. "Die Preissteigerungen bei Rohstoffen machen den Firmen große Sorgen", sagt Klemens Figlhuber, Geschäftsführer der Beschaffungs-Beratung Spring Procurement.

Wie eine Studie der WU Wien und Spring Procurement unter 91 der größten Unternehmen Österreichs zeigt, rechnen die Einkaufsleiter bis Ende 2011 mit starken Preiserhöhungen bei Energierohstoffen wie Rohöl und Erdgas. Noch deutlichere Preissteigerungen erwarten die Befragten bei Industriemetallen – Stahl wird der Einschätzung zufolge bis Ende des Jahres um 20 Prozent teurer werden, Aluminium um zwölf Prozent. Gründe für die Preissteigerungen sind der Hunger Chinas nach Rohstoffen und die Verknappung von sekundären Rohstoffen wie Chemikalien. "Diese wurden jahrzehntelang billig in China produziert. Bei einer Knappheit werden eher die chinesischen als die österreichischen Kunden beliefert", sagt Figlhuber. Auch Holz wird wegen der stärkeren Nutzung durch erneuerbare Energien der Studie zufolge bis Jahresende um ein Fünftel teurer werden.

Sprachkurse zu wenig

"Europa befindet sich in einer Zange", sagt Sebastian Kummer, Vorstand des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik an der WU. Einerseits steige die Nachfrage nach Rohstoffen, andererseits werden diese knapp. Zudem werden die meisten Rohstoffe in US-Dollar gehandelt, wodurch Betriebe aus Euro-Ländern durch den derzeit schwachen Euro einen Wettbewerbsnachteil haben. Daher müssten Firmen frühzeitig eine langfristige Beziehung zum Lieferanten aufbauen, damit sie in Krisen überhaupt an die knappen Rohstoffe kommen.

Verschieben werden sich in den nächsten zehn Jahren die Beschaffungsregionen. Derzeit dominiert der deutschsprachige Raum bei den befragten Unternehmen noch mit 60 Prozent. Dieser Anteil wird bis 2020 auf 50 Prozent schrumpfen. Deutlich zulegen als Beschaffungsmarkt werden hingegen Osteuropa (von 12 auf 17 Prozent) und China (von vier auf acht Prozent). Die Unternehmen sind noch nicht ausreichend für die internationale Beschaffung gerüstet, warnt Figlhuber: "Nur Sprachkurse abhalten ist zu wenig, die Einkaufsabteilungen müssen sich professionelles Know-how aufbauen."

Der Einkauf wird an Einfluss im Unternehmen gewinnen und schon bei der Planungsphase von Produkten eingebunden werden, was deutliche Einsparungspotenziale bringt. Der Anteil des Einkaufens ohne Einbeziehung der Einkaufsabteilung (Maverick Buying) soll von 24 auf 15 Prozent des Einkaufsvolumens sinken. Der Einkauf am Einkauf vorbei – etwa wenn die Sekretärin Büromaterial bestellt – verursacht rund 15 Prozent Mehrkosten.